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Lienz – Während die einen aus sportlichen Gründen auf Zielscheiben schießen, verwenden die anderen ihre Büchsen heute nur noch für zeremonielle Zwecke. Dabei haben die Sportschützen und die so genannten „Trachtenschützen“ gemeinsame Wurzeln und eine lange gemeinsame Geschichte. Mit dieser Geschichte hat sich Josef Isep befasst. Der Oberschützenmeister des Sportschützenvereins Lienz ging bis ins Jahr 1335 zurück und fasste die darauffolgenden Jahrhunderte der Schützengeschichte in einer Chronik zusammen, die bis ins Jahr 2016 reicht. Die Chronik wird während des Kleinkaliber-Sommerschießens im September in der Pfister präsentiert. Den Ursprung hatten die Schützen in Osttirol in der Zeit der Görzer Grafen, ist in der Chronik nachzulesen. Um 1335 werden sie das erste Mal in einer Verordnung der Grafen erwähnt. Damals ging es allerdings noch um die „Stachelschützen“, also um Männer, die mit Armbrüsten ausgestattet waren. In einem Musterungsverzeichnis der Stadt Lienz aus dem 15. Jahrhundert ist penibel vermerkt, welche Ausrüstung der Schütze bereitzustellen hatte. So ist von einem Michael Kramer zu lesen, der mit einem Panzer, einer Armbrust, einem Eisenhut und zwei Handschuhen antreten musste. Freilich mussten die Schützen auch trainieren, und so wurden nach und nach Schießstände in Lienz errichtet. Und diese übersiedelten immer wieder. Vor 1664 befand sich der Stand außerhalb der Stadtmauern, von 1665 bis 1712 war er hinter dem Kloster der Dominikanerinnen angesiedelt. Danach übten die Schützen dort, wo heute das Volkshaus steht. Ab 1886 befand sich der Stand beim Griebelehof, wo es jedoch ständig Probleme mit Anrainern gab. Seit Anfang der 1990er-Jahre haben die Sportschützen nun ihren fixen Platz im Schützenheim in der Pfister. Kein Schießstand ohne Strafordnung: So zeigt die Chronik eine Urkunde aus dem Jahr 1747, in der es heißt: „Strafmäßig ist, wenn einer den im Stand stehenden Schützen […] zu hindern sucht, auch etwa wegen des getanenen Fehlschusses halber auslacht oder spöttelt.“ Sechs Kreuzer Strafe waren dann zu bezahlen. Breiten Raum nehmen in der Chronik naturgemäß Andreas Hofer und die Rebellion gegen die Bayern und Franzosen ein. Auch im Ersten Weltkrieg mussten die Tiroler Standschützen Unglaubliches durchmachen, weiß Josef Isep. „Die Sillianer zeichneten sich durch besondere Tapferkeit aus“, so der Schützenmeister. „Und es gab sogar eine Schützin, die aus dem Gebiet der Drei Zinnen stammte. Sie verkleidete sich als Mann, um mitkämpfen zu können.“ Auch das wird in der Chronik beschrieben.

Besonders stolz ist der Lienzer Oberschützenmeister auf die vielen wertvollen Gegenstände, die die Schützen in ihrer langen Geschichte ansammelten. „Wir haben immer noch zwei Siegerpokale, die von der Eröffnung des Lienzer Schießstandes im Jahr 1886 stammen“, erzählt Isep. „Sie enthalten eine Widmung von Kaiser Franz Josef und dem Thronfolger Franz Ferdinand.“ Auch zahlreiche Fahnen, Schießscheiben, Originaldokumente aus alten Zeiten und Urkunden nennt der Sportschützenverein Lienz sein Eigen. Was Isep noch betonen möchte: „Obwohl die Machthaber in der Nazizeit das Schützenwesen instrumentalisiert und missbraucht haben, gibt es bei uns kein einziges Ladschreiben mit Hakenkreuz.“ Wann die Sport- und die „Trachtenschützen“ sich genau voneinander getrennt haben, kann Isep nicht sagen. „Aber wir machen viel gemeinsam, auch hier am Schießstand.“ So sind also alle Interessierten vom 1. bis 23. September in die Pfister geladen, um am Festschießen teilzunehmen. Nähere Infos sind unter www.sportschuetzenverein-lienz.at zu finden.

 

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